WISSENWERTES

Bäume im Trockenstress

Immer wieder gibt es in den vergangenen Jahren Schlagzeilen, dass Bäume unter der zunehmenden Trockenheit leiden. Was bedeutet das für Bäume insbesondere im städtischen Umfeld? Wie erkennt man den sogenannten Trockenstress und was kann man als Gartenbesitzer oder Anwohner tun? Wir geben einen Überblick. Bäume regeln durch das Speichern und Verdunsten von Wasser das Mikroklima in ihrer Umgebung. Besonders in urbanen Umfeldern sorgen sie damit in den heißen Sommermonaten für eine willkommene Abkühlung und spenden Schatten. Doch damit sie diese Funktion wahrnehmen können, müssen sie selbst gesund bleiben. Die Gesundheit vieler Bäume ist unter anderem durch die Trockenheit der vergangenen Jahre in Mitleidenschaft gezogen worden. Aber wie erkenne ich, ob ein Baum unter dem sogenannten Trockenstress leidet? Und wie sinnvoll ist das Gießen wirklich?

Die Trockenheits-Tricks der Bäume

Bäume reagieren unterschiedlich auf Trockenheit und nicht jede Reaktion ist automatisch besorgniserregend. So hat jeder Baum seine eigenen Strategien entwickelt, um Trockenperioden überbrücken zu können. Merkmale an Bäumen, die unter Trockenheit leiden, sind zum Beispiel kleinere oder eingerollte Blätter, herunterfallende Blätter während der Vegetationszeit oder sogar abgebrochene Grünäste als Notfallmaßnahme zur Reduzierung der eigenen Verdunstungsfläche. Die Bildung von übermäßig vielen und kleinen Früchten, z.B. Bucheckern an der Buche, kann auch ein Indiz für zu trockenen Boden sein.

Wann beginnt der Trockenstress?

Um zu verstehen, warum Bäume durch zu lange Trockenheit gefährdet sind, muss man folgendes wissen: Bäume müssen wie alle Pflanzen Wasser verdunsten, um Photosynthese betreiben und ihre Blätter kühlen zu können. Das Wasser nehmen sie über die Wurzeln aus dem Boden auf und leiten es in einem System aus „Wasserleitungen“ durch ihren Stamm und die Äste bis in die Blätter. Wenn sie nicht mehr genügend Wasser aus dem Boden aufnehmen können, kommt es zu sogenannten Luft-Embolien im Wasserleitsystem, ähnlich einer Thrombose oder Lungenembolie im menschlichen Blutkreislaufsystem. Je öfter der Baum dadurch gestresst wird, desto eher vertrocknet er und stirbt ab. Trockenheit beeinträchtigt nicht alle Baumarten gleich. Bäume zeigen verschiedene Anzeichen, wenn sie von Trockenstress betroffen sind: Nadelbäume wie Fichte, Tanne, Douglasie oder auch Thuja werden von innen heraus braun, trockene Nadeln fallen herunter und bedecken den Boden unter der Baumkrone. Laubbäume wie Linde, Buche, Birke und Eiche lassen Blätter fallen, teilweise verfärben sich die Blätter zu einem helleren Grünton. Auch die Ausbildung von deutlich kleineren Blättern kann ein Merkmal von Trockenstress sein. Bäume, die durch Trockenheit geschädigt sind, sind häufig auch anfälliger für andere Faktoren wie zum Beispiel den Borkenkäfer (bei Nadelbäumen) oder Pilzbefall. Je nach Baumart gibt es hier verschiedene Schädlinge.

Stadtbäume haben es besonders schwer

Trockenheit betrifft Bäume weltweit und unabhängig vom Standort. Jedoch sind Bäume in der Stadt und insbesondere an Straßen weiteren Stressfaktoren ausgesetzt, die sie zusätzlich belasten. Oft müssen Bäume im städtischen Bereich mit sehr wenig Platz auskommen. Sind die Flächen rund um den Baum dann auch noch verdichtet und versiegelt, gelangt weniger Regenwasser in den Boden und damit an die Wurzeln der Bäume. Auch Feinstaub, Abgase oder die vom Asphalt abgestrahlte Hitze beeinflussen Bäume negativ.

Was tun?

Damit es den Stadtbäumen besser geht, wurde zum Beispiel in Berlin das Projekt giessdenkiez.de ins Leben gerufen. Über einen Stadtplan können Interessierte online alle verzeichneten Bäume sehen und eintragen, wenn sie sie gegossen haben. Man kann sogar Bäume zum regelmäßigen Gießen abonnieren. Aber für welche Bäume macht das Gießen wirklich Sinn? Vor allem für junge Bäume. Denn ihr Wurzelwerk ist noch nicht so tiefgehend, dass sie sich über feuchtere Erdschichten bzw. das Grundwasser ausreichend versorgen können. Aber auch ältere Bäume freuen sich über jeden Tropfen Wasser den sie an die Wurzeln bekommen. Jedoch benötigen sie eine Wassertagesmenge, die man nicht mehr so einfach mit der Gießkanne bewältigen kann.

Vorbeugen beim Neupflanzen

Um die Trockenproblematik bei neu gepflanzten Bäumen zu reduzieren bzw. zu vermeiden, gilt es, für den jeweiligen Standort geeignete Sorten zu pflanzen. Dies gilt umso mehr, da der Klimawandel tendenziell für mehr Trockenheit in unseren Breiten sorgt. Verschiedene Übersichten von passenden Baumarten eignen sich dafür:
  • Das Amt für Natur- und Ressourcenschutz der Stadt Hamburg hat einige standortgerechte, heimische Gehölze aufgelistet (siehe S. 45-46)
  • Die Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK e.V.) führt seit einigen Jahren eine Liste mit Baumarten, die besonders für Standorte an Straßen geeignet sind (Liste als pdf zum Download in der rechten Spalte).
  • Auch mit der Datenbank citree.de lassen sich geeignete Baumarten und Sträucher anhand verschiedener Kriterien für verschiedene urbane Standorte finden.
  • Selbstverständlich beraten auch wir unsere Kunden bei der Auswahl geeigneter Bäume für verschiedene Standorte.